Was haben Schlamm, die Oker und Millionen von Euro gemeinsam?

Die Antwort auf die Frage aus der Überschrift erschließt sich nicht sofort. Ist aber sehr schnell und überraschend aufzuklären.

Am 9.1.12 hat die Abteilung Umweltschutz der Stadt Braunschweig dem Planungs- und Umweltausschuss die Mitteilung mit der Nummer 12144/12 [zukommen lassen. Darin heißt es:

Aus dem Bereich der Maschstraße sind mehrere Beschwerden über Schlammablagerungen in der Oker eingegangen.

Das ist ja nicht wirklich schlimm – und warum sollte die Abt. Umweltschutz dazu eine Mitteilung schreiben? Aber weiter:

Boot auf der Oker in Braunschweig nahe der Bammelsburg/Wendentor 1716
Boot auf der Oker in Braunschweig nahe der Bammelsburg/Wendentor 1716

Die Ablagerungen können zu Wasserspiegelerhöhungen und damit theoretisch bei Hochwasser zu erhöhten Schäden führen. Eine kritische Wasserspiegelerhöhung wäre mit der größten Wahrscheinlichkeit unterhalb der Innenstadtwehre Petriwehr und Wendenwehr zu erwarten, wo auch die stärksten Ablagerungen zu beobachten sind. Im Oberwasser der beiden Wehre wird im Hochwasserfall durch die Öffnung der Wehre der Wasserspiegel abgesenkt, so dass hier ein großes Gefälle entsteht und Überschwemmungen nicht zu erwarten sind.

Naja, da denkt man sich: Schlamm raus baggern und das Problem ist erledigt. Eigentlich immer noch kein Grund für eine Mitteilung an den Planung- und Umweltausschuss. Liest man die Mitteilung aber weiter, so kommt man doch ins Staunen:

Aufgrund der hohen Schwermetallgehalte und des hohen Anteils an organischer Substanz wäre eine Entsorgung des Baggergutes mit sehr hohen Kosten verbunden. Der Aufwand für das Ausbaggern, Trocknen, Transportieren und Deponieren auf einer Sondermülldeponie beträgt zzt. ca. 170,00 €/t. Allein zwischen Wendenwehr/Petriwehr und dem Ölperwehr wären mehrere tausend Tonnen Schlamm zu entsorgen.

Da wird Mitgeteilt, dass der Schlamm einen hohen Schwermetallgehalt hat und dass die Entsorgung deswegen zu teuer ist! Nun ja, immerhin ist das Problem ja schon einmal erkannt, da wird sich doch eine vernünftige Lösung finden lassen. Immerhin reden wir hier von einem viel genutzten Park im Innenstadtgebiet zwischen Maschstraße und Inselwall.

Moment, was stand da doch in dem oberen Absatz aus der Mitteilung?

… wäre eine Entsorgung des Baggergutes mit sehr hohen Kosten verbunden

Wenn man weiter liest wird von einer „Umlagerung im Gewässer“ als Möglichkeit berichtet, das bedeutet das Zeug soll drin bleiben? Dort wo Kinder spielen und im Sommer gegrillt wird? Leider bleibt die Stadt sowohl den Mitgliedern des Planungs- und Umweltausschuss als auch der Öffentlichkeit die genauen Mengenangaben der Belastung schuldig. Eine Beurteilung ist daher kaum bis gar nicht möglich. Aus diesem Grund hat die Fraktion der Piratenpartei in einer Anfrage um Aufklärung der Umstände und Offenlegung der genauen Belastung gebeten.

Wir werden euch, sobald die genauen Daten vorliegen an dieser Stelle weiter informieren.


Das oben verwendete Bild ist ein Kupferstich von einem Boot auf der Oker in Braunschweig nahe der Bammelsburg/Wendentor 1716 und wurde 1716 in der Werkstatt von Anton_August_Beck gefertigt.

Diese Bild ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.

2 Kommentare zu “Die Oker und der Schlamm