Allgemein Wissenschaft

Menschheitsgeschichte im All am 12.11.2014 – Danke Braunschweig!

Erstmals ist ein von Menschen geschaffenes Objekt auf einem Kometen gelandet. [0] [1] Kometen sind relativ klein, verglichen mit unserem Mond oder einem Planeten wie unserem Nachbarn, dem Mars.
Der Komet – benannt nach seinen Entdeckern, Tschurjumow und Gerassimenko (kurz: 67P/C-G) – bewegt sich auf seinem Orbit mit einer Geschwindigkeit von 33,51 km/s, das sind rund 120.636,0 km/h. 67P/C-G hat dabei nur einen Durchmesser von etwas über 3,5 km. [2]

Aufgrund der geringen Gravitation kann es passieren, dass der Lander, statt zu landen, einfach wieder abprallt. Philae sollte sich mit Harpunen am Kometen festhalten, diese zündeten aber nicht automatisch. Neben anderen Komplikationen ist Philae mehrmals abgeprallt, und hat dabei einen Sprung im Kilometerbereich hinter sich bevor sie doch noch zur Ruhe kam.

Um sich das nicht ganz genau, aber doch etwas vorstellen zu können, stelle man sich vor, die Braunschweiger Innenstadt bewege sich mit dieser unglaublichen Geschwindkeit und ein kleines Objekt von der Größe eines Küchenschranks möchte auf ihr landen. Die Kontrollstelle ist aber mit 500.000.000 km so weit entfernt, dass die Signale zur Fernsteuerung über 28 Minuten brauchen, um den Lander zu erreichen.

ESA – Jürgen Mai, CC BY-SA 2.0

So weiß man erst eine halbe Stunde später, was eigentlich wirklich passiert ist, und muss abschätzen was man in einer halben Stunde in der Zukunft erwartet und vielleicht getan haben will.
Verfolgt wurde die Landung vom Hauptkontrollzentrum der ESA (European Space Agency) in Darmstadt [3] und dem Lander-Kontrollzentrum des DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt) in Köln. [4]

Philae wurde benannt nach jener Insel im Nil auf der sich ursprünglich ein Tempel der ägyptischen Muttergöttin Isis befand und ein dort gefundener Obelisk zur Entschlüsselung der agyptischen Hieroglyphen beitrug. Ähnlich dem Rosettastein nach dem Philaes Muttersonde benannt wurde. [5]
So soll auch diese Mission helfen unser Universum besser zu lesen und verstehen zu können. Philae ist so nun die kleine Insel auf dem großen Kometen und hofft dort neue Erkenntnisse zu finden, so wie Isis einst auf der Insel Philae das Herz ihres Mannes Osiris fand.

Auch der Standort Braunschweig hat seinen Beitrag zu dieser wissenschaftlichen Höchstleistung geleistet.

Am DLR-Institut für Faserverbundleichtbau und Adaptronik wurde unter der Leitung von Prof. Dr. Joachim Block, gebürtiger Braunschweiger, und seit 2011 Leiter der Niedersächsischen Standorte des DLR, ab 1994 die Struktur von Philae entwickelt. [6] [7]

DLR, CC-BY 3.0

Zudem wurde eines der Messinstrumente (Rosetta Lander Magnetometer and Plasma Monitor, ROMAP) federführend am IGEP (Institut für Geophysik und extraterrestrische Physik) der TU Braunschweig entwickelt. [8]
Weiterhin waren an ROMAP die TU Graz, das KFKI Budapest, das Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik sowie das Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung beteiligt. [9]

Ereignisse wie dieses sind ein Beweis dafür, was Menschen zusammen leisten können, und veranschaulichen eindrucksvoll, wieso sich Investitionen in Forschung und Bildung immer und überall lohnen.

Dank gebührt allen die an dieser Mission mitgewirkt haben,
ganz gleich wie groß oder klein ihr Beitrag war.

[0] [wikipedia] Philae (Sonde)
[1] [ESA] ESA zur Mission
[2] [wikipedia] 67P/C-G
[3] [ESA] ESOC
[4] [DLR] Philae-Lander Kontrollzentrum Köln
[5] [wikipedia] Philae (Insel)
[6] [DLR] Prof. Dr. Joachim Block
[7] [DLR] DLR Faserbundleichtbau & Adaptronik
[8] [TU BS] IGEQ
[9] [TU BS] ROMAP